DOSSIER VOGELGRIPPE:Warum ist Laos eine Ausnahme

de GRAIN, 10 mai 2006, publié à Archipel 137

Der Hauptgrund, warum Laos nicht wie seine Nachbarländer unter weit verbreiteten Ausbrüchen gelitten hat, ist, dass hier fast kein Kontakt besteht zwischen Kleinhaltungen, welche fast den ganzen familiären Bedarf an Geflügel abdecken, und den kommerziellen Betrieben, die in ausländische Geflügelunternehmen integriert sind.

Das Landwirtschaftsministerium der USA schreibt:

Die Geflügelproduktion in Laos wird hauptsächlich von Kleinbauern getragen, die lokale Hühnerrassen im Freien neben ihren Wohnhäusern halten, um Fleisch und Eier zu haben und durch den Verkauf vor Ort ein Einkommen zu erzielen... Ein durchschnittliches Dorf hat etwa 350 Hühner, Enten, Puten und Wachteln in kleinen Herden um die Dorfhäuser herum verstreut, wo ca. 78 Familien wohnen, in denen meist die Frauen für die Bestände verantwortlich sind. Enten, Puten und Wachteln werden ebenfalls gezüchtet, auch eine geringe Anzahl an Gänsen, weit verstreut über das Land. Die wenigen kommerziellen Betriebe (insgesamt weniger als 100, davon 89 in der Nähe von Vientiane) versorgen die benachbarten Großstadtgebiete. Biosecurity- und Techniknutzung sind minimal, tierärztliche Versorgung, sei es von privater oder öffentlicher Hand, steht kaum zur Verfügung.

Anders ausgedrückt, Laos ist voll von freilaufenden Hühnern, in bunter Mischung mit Enten, Wachteln, Puten und Wildvögeln. Hauptsächlich sind es einheimische Hühner, die mehr als 90% der gesamten Geflügelproduktion von Laos abdecken. Wenn Freilaufhaltung und Zugvögel für die Verbreitung der Vogelgrippe verantwortlich wären, müsste zu erwarten sein, dass die Seuche im ganzen Land wütet. Dieser Fall ist nicht eingetreten. Tatsächlich sind die Hinterhofhaltungen des Landes kaum berührt worden.

Im gleichen USDA-Bericht heißt es weiter:

Insgesamt wurden 45 Ausbrüche bestätigt, mit 42 Fällen davon in kommerziellen Betrieben (Broiler- und Legehennenfarmen), davon wiederum 38 in der Nähe von Ventiane, Hauptstadt und größte Stadt von Laos. 5 andere Fälle sind in der Provinz Savannakhet aufgetreten (in einer Legehennenfarm und in Kleinhaltungen) und 2 andere in der Provinz Champasak (in Legehennenbetrieben). Die Kleinhaltungen, in denen die Vogelgrippe aufgetreten ist, lagen in der Nähe von kommerziellen Betrieben, die von der Krankheit betroffen waren.

Laos hat die Krankheit effizient ausgerottet, indem für Geflügel die Grenzen zu Thailand geschlossen und die Hühner in den kommerziellen Betrieben gekeult wurden. Sie waren weniger über die Ausbreitung der Krankheit von den befallenen Betrieben aus besorgt, weil die Kleinbauern — im Gegensatz zu jenen in Thailand oder Vietnam - ihre Eintagsküken und Futtermittel nicht von industriellen Betrieben beziehen. Außerhalb der Hauptstadt wird Geflügel lokal produziert und konsumiert. Auch ist die Geflügelproduktion in Laos mehr über das Land verteilt. Sie ist weniger dicht, weniger integriert und weniger homogen – alles Faktoren, die die Vogelgrippe davon abhalten sich auszubreiten und zu höher pathogenen Formen zu mutieren.

Die Erfahrung in Laos legt nahe, dass der Schlüssel zum Schutz von Hinterhofhaltungen und Menschen vor der Vogelgrippe darin besteht, sie vor industriellen Geflügelhaltungen und Geflügelprodukten zu schützen. Dies ist in einem Land wie Laos relativ einfach umzusetzen, wo es wenig Geflügelfabriken gibt, kaum Einträge von außen und im Wesentlichen lokale Systeme zur Nahrungsversorgung. Es ist wesentlich schwieriger, das industrielle System aus dem Kleinhaltungssystem in Thailand, Indonesien oder China herauszuhalten, wo beide Systeme durch Geographie, Märkte und Produktion sehr eng verknüpft sind.

In diesen Ländern erfordert die «Umstrukturierung» der Geflügelproduktion - in Richtung Förderung von Kleinbetrieben - eine 180-Grad-Kehrtwende, weg von der intensiven, integrierten Massentierhaltung und der globalisierten Produktion. Das ist jedoch nicht das, was die FAO und die Regierungen im Sinn haben, wenn sie von «Umstrukturierung» sprechen.

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