GESTERN - HEUTE - MORGEN: Die Russische Revolution von 1917 (4. Teil)

de Jean-Marie Chauvier, 18 févr. 2008, publié à Archipel 156

Zwischen Ende Juli und September hat sich das Kräfteverhältnis umgekehrt. Keine «Dualität der Macht» mehr wie vor dem Sommer, keine repressive Regierung mehr wie Ende Juli. Die Macht der Sowjets strukturiert sich, ein proletarischer Staat zeichnet sich ab. Die demokratische Regierung kämpft mit einer wackeligen Armee und Administration und verliert ihre Unterstützung im Volk, sie hat kein wirkliches Projekt. In dieser «Leere» heißt die Alternative bald: «Kornilov oder Lenin».

Nach der Niederlage Kornilovs ist auch kein Kompromiss mehr in Sicht. Angesichts des drohenden Abgrunds darf es keinen Rückschritt mehr geben. Das ist die Position der Bolschewiken, die auf wachsende Unterstützung zählen können. Der Aufschwung ist schon vor dem Putsch Kornilovs zu spüren gewesen. Bei den Gemeinderatswahlen in Petrograd im August steigt der Stimmenanteil von Lenins Partei von 20 auf 33 Prozent. Die Tendenz bestätigt sich in Moskau im September, wo die gemäßigten Sozialisten von 70 auf 18 Prozent zurückfallen und die Bolschewiken von 11 auf 51,4 Prozent der Stimmen zulegen. Auch die KD profitiert von dieser Polarisierung.

Doch die Resultate der Gemeinderatswahlen sind wenig verglichen mit den Resultaten innerhalb der Sowjets. Hier sind die Bolschewiken haushoch überlegen. Im Petrograder Sowjet, wo die «Macht der Räte» am 31. August proklamiert worden ist (am Tag der Niederlage Kornilovs), verliert der Menschewik Tschcheidse am 25. September den Vorsitz an Leo Trotzki. Auch die Sowjets von Kiew, Charkow, im Donbass in der Ukraine, von Minsk in Weißrussland, von Kasan im Tatarstan, von Krasnojarsk in Sibirien, von Revel (Tallin) in Estland übernehmen bolschwistische Orientierungen.

Die Spaltung der RS, der prosowjetische Erdrutsch und die Niederlage der Rechten lassen Lenin an eine Allianz der linken Kräfte und eine «friedliche Entwicklung der Revolution» glauben, an die Machtergreifung durch die Sowjets ohne Blutvergießen. Dies war bereits seine Position im Frühjahr: «eine Regierung der vereinten Linken», wie man heute sagen würde, und nicht die Macht einer Einheitspartei. Doch diese Perspektive bricht schon bald zusammen. Weder die Konterrevolution, noch die gemäßigten Sozialisten mit ihren «Versöhnungsbestrebungen» haben wirklich kapituliert. Ihre Priorität bleibt es, den Bolschewismus zurückzudrängen.

Die Putschistengeneräle ziehen sich in den Süden zurück, in das Gebiet der Don-Kosaken, welches zur Basis der Konterrevolution wird.

Das politische Geschehen im September ist geprägt von zwei Ereignissen, welche einen entscheidenden Einfluss auf die Revolution haben sollten: der Zweite Allrussische Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte und die Wahl der Gesetzgebenden Versammlung, mit anderen Worten die Einsetzung von zwei legitimen Machtstrukturen, von zwei Parlamenten, einem revolutionären mit bolschewistischer Mehrheit, entschlossen, «Land und Frieden» zu proklamieren, und einem «universellen», wahrscheinlich sehr «linken», aber nicht so radikalen wie das sowjetische Parlament. Wie werden sie koexistieren? Wer wird sich wem unterwerfen? Ein drittes Ereignis wird die Frage zugunsten der Sowjets entscheiden: der bolschewistische Aufstand. Es handelt sich dabei nicht um ein «finsteres Komplott». Der Aufstand ist klar angekündigt, konzipiert und ausgefeilt wie ein Kunstwerk von Lenin und Trotzki, das Datum wird schon bald festgelegt. Die Bolschewiken halten ihn nicht geheim, Trotzki schweigt zwar darüber, doch «Verräter» wie Kamenjev und Zinowjew oder «Geschwätzige» wie Riasanow reden.

Für den bolschewistischen Anführer ist je früher, desto besser. Lenin ist in der Tat überzeugt, dass die Revolution im Wettlauf mit den «Kornilovianern» nur erfolgreich sein oder sogar nur überleben kann, wenn jetzt ein entscheidender Schritt gemacht wird. Die Revolutionäre sind nicht alle davon überzeugt. Führende Bolschewiken zögern. Doch Lenin setzt seine Idee durch. Er profitiert von einem günstigen Kontext. Nicht nur, weil man, wie Lenin sagt, «die Macht nur auf der Straße auflesen muss», sondern auch, weil sich die Gesellschaft in einem viel tiefer gehenden und unumkehrbaren Bewegungsprozess befindet als im Sommer. Sieben Monate nach dem Februar hat sich Russland nicht nur an der Oberfläche verändert.

Unruhen auf dem Land In den ländlichen Gebieten haben die Bauern während des Sommers weiterhin Land besetzt. Die soziale Landschaft verändert sich: der Landadel, eine jahrhundertealte Institution, ist mehr als erschüttert; die noch marginale Bourgeoisie der privaten Betriebe, die nach der Reform von 1906 entstanden war, wird weggefegt. Die traditionelle Landgemeinde MIR fordert ihre Rechte zurück. Im Gegensatz zu den SR war dies nicht der Wille der Bolschewiken. Dieser Teil der Revolution entgleitet ihrer Kontrolle, aber sie finden sich damit ab. Die wirtschaftliche Situation der Bauern ist katastrophal. Nach drei Jahren Krieg gibt es nur noch halb so viele Männer in den Dörfern, 13,5 Prozent der Böden liegen brach (im Vergleich dazu waren es 6,4 Prozent im Jahr 1913). Der Verkauf von Weizen an die Stadtbevölkerung ist stark zurückgegangen, die Regierung schreitet zu Requisitionen. Im September und im Oktober kommt es zu annähernd 200 bewaffneten Aktionen gegen die Bauern. In Zentralrussland, im Wolgabecken und besonders in der Region von Tambow revoltieren die Bauern. In der Ukraine werden Gehöfte konfisziert und in Brand gesteckt. Auch der Klerus wird zur Zielscheibe der wütenden Bauern, Stadtbewohner, Händler, Juden werden verfolgt. Es herrscht Chaos. Ein Grund mehr für die Bolschewiken, sich zu beeilen.

In den Städten... ...spitzt sich der Konflikt Arbeit/Kapital zu. Auf die Forderungen der Arbeiter antworten die Unternehmer mit massiven Entlassungen. Um sie daran zu hindern und die Betriebe vor dem Bankrott zu retten, bilden sich Arbeiterräte, welche die Fabriken selbst verwalten. Die Anarchie... und die anarchistisch orientierten Bolschewiken stützen sich auf diese Revolution der Arbeiterräte (Fabrikkomitees), die gewerkschaftlichen und... bolschewistischen Spitzen versuchen, sie in Schranken zu halten. Die anarchistische «Selbstverwaltung» ist nicht die Sache der Bolschewiken. Allmählich bildet sich an der Basis eine sowjetische «Gegengesellschaft»: Fabrik- und Quartierkomitees, Rote Garden, Arbeiterselbsthilfe. Den eingesetzten Sowjets, in denen gemäßigte Intellektuelle dominieren, stehen die Basissowjets gegenüber, wo dank der Bolschewiken eine neue Welle von populären Kadern heranwächst. Der sowjetische Staat zeichnet sich ab, mit seiner aufkommenden Bürokratie, mit der die Bolschewiken nur sehr schlecht umgehen können. Die radikalisierten Massen der Arbeiter in den großen Städten sind ungeduldig, mit der «Bourgeoisie» abzurechnen. Zu den gemeinsamen Forderungen der Bolschewiken (Macht den Räten, Arbeiterkontrolle, demokratischer Friede, Abschaffung der Todesstrafe) kommen im September/Oktober autonome Forderungen der Arbeiter dazu: Verbot und Todesstrafe für die Urheber von Lock-outs, Abschaffung der bürgerlichen Zeitungen, Entwaffnung und Verhaftung der Konterrevolutionäre, Ausweisung aus Russland der britischen und französischen Agenten, Macht den Gewerkschaften und Fabrikkomitees in den Betrieben. Ungeduldige Arbeiter, Quartierkomitees und Rotgardisten «spielen Polizei», werfen die Reichen aus ihren Häusern, schreiten zu Verhaftungen im Schnellverfahren. Der «rote Terror» beginnt, an der Basis.

Noch ein Grund für die Bolschewiken, endlich zur Tat zu schreiten. Sie befürchten, dass die Ereignisse wie im Juli jeglicher Kontrolle entgleiten könnten. Sie dürfen die Erwartungen der Bevölkerung nicht enttäuschen, sonst könnten sie selbst von der immer chaotischeren Revolution hinweggefegt werden, weil zu «weich». Dieser Kontext bewegt Lenin, endlich die Macht zu ergreifen. Die Ereignisse überstürzen sich: - Die militärische Bedrohung durch die Deutschen und die Revancheabsichten Kornilovs bewegen den Petrograder Sowjet – auf Initiative der Menschewiken, der Bolschewiken und der linken SR – das «Militärrevolutionäre Komitee» zu bilden, das PVRK. Sein Präsident ist der linke SR Lasimir, doch Trotzki übernimmt dessen Kontrolle. Lenin beschließt, aus dem PVRK den Generalstab des Aufstands zu machen. Seine Rolle ist entscheidend, historisch.

  • Der für Oktober vorgesehene Zweite Allrussische Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte, mit einer gesicherten bolschewistischen Mehrheit, steht unter dem Druck der aufgebrachten Volksmassen, die keinen Kompromiss mehr mit den führenden Klassen wollen und eine neue Macht fordern. Dieser Kongress wird – einige Stunden nach dem Aufstand der PVRK – die Revolution legitimieren, bis und inklusive der bolschewistischen Führerrolle.

  • Lenin stützt sich auf die radikalisierten Massen und auf das PVRK – «bolschewistischer als die Bolschewiken» -, um gegen den gemäßigten Flügel seiner eigenen Partei diese von der Notwendigkeit der Revolution zu überzeugen. Er findet einen wichtigen Verbündeten in der Person Trotzkis, während andere Parteispitzen wie Kamenjew und Sinowjew das «Abenteuertum» Lenins denunzieren. Die Differenz ist nicht nur taktischer Art: Die «rechten» Bolschewiken wollen eine Regierung in Koalition mit den anderen sozialistischen Parteien.

Aus dem Verlauf der Geschehnisse geht klar hervor: - Der Aufstand wird von Lenin vor dem Kongress der Sowjets in die Wege geleitet, um diesen vor vollendete Tatsachen zu stellen. Eine Minderheit innerhalb der Parteileitung fürchtet, dass Lenins Vorgehensweise eine mögliche Koalitionsregierung in Gefahr bringt. Doch Lenin hat die Unterstützung der bolschewistischen Basisorganisationen (und der unorganisierten «Anarchisten»).

  • Das PVRK, auf das sich die Bolschewiken stützen, wurde gegründet, um die Revolution und die Stadt Petrograd zu verteidigen und nicht als Instrument zur Machtergreifung. Genau hier liegt der bolschewistische «Staatsstreich», «illegal» vom Standpunkt des vorhergehenden Regimes, was im Rahmen einer Revolution nichts besonderes ist, aber die revolutionäre «sowjetische Legalität» selbst auch nicht respektiert. Der Historiker Marc Ferro sieht innerhalb dieses Staatsstreichs noch einen «kleinen verdeckten Putsch» von Lenin: Die Absetzung der provisorischen Regierung wird durch einen Appell des PVRK proklamiert, den Lenin alleine, über Trotzkis Kopf hinweg, redigiert hat. So werden der Petrograder Sowjet (von dem das PVRK abhängt) und der Kongress der Sowjets von vornherein der Vaterschaft des eigentlichen, ursprünglichen Aktes der Oktoberrevolution beraubt.

  • Lenin sorgt dafür, dass der Zweite Kongress der Sowjets «revolutioniert» wird. Es sei daran erinnert, dass innerhalb dieses Kongresses Bolschewiken und ihre Verbündeten, die linken Sozialrevolutionäre, die Mehrheit darstellen und daher von vornherein für die Revolution gewonnen sind. Doch das genügt Lenin nicht: Jegliches Zögern, jeglicher Rückzuggedanke muss im Keim erstickt werden. Das «fait accompli» bewegt die anderen Sozialisten (Menschewiken und rechte SR), den Kongress zu verlassen. Trotzki freut sich und sagt ihnen: «Euer Platz ist auf dem Misthaufen der Geschichte». In diesem Kontext – manche sagen «dank Lenins Genies» – verabschiedet der Kongress Dekrete über den Frieden und über den Grund und Boden, über die Verstaatlichung der Banken, die Arbeiterkontrolle, die Abschaffung der patriarchalischen Heirat usw. Die revolutionären Ziele sind erreicht, sowohl die der Sowjets und der Bauern, als auch die Lenins (wie die Verstaatlichung der Banken), der Feministen (wie die Abschaffung des Patriarchats, das von den eher konservativen «Massen» gar nicht gefordert wurde). Die Revolution ist vollendent, es gibt kein Zurück mehr, die Dynamik ist unumkehrbar.

  • Im Kongress der Sowjets, der die Revolution legalisiert, herrscht eine Mehrheit bestehend aus Bolschewiken und linken SR, er ist (noch) nicht das Instrument der Diktatur einer einzigen Partei. Die Wahlen für die Gesetzgebende Versammlung werden auf den 12. November angesetzt, die bolschewistische Regierung Lenins ist eine «provisorische». Diskussionen werden geführt über eine Erweiterung auf die linken SR (was auch geschieht) sowie auf die anderen sozialistischen Parteien (was misslingt).

  • Die Oktoberrevolution nennt sich nicht «sozialistisch». Erst später erhält sie den offiziellen Titel «Grosse Sozialistische Oktoberrevolution». Die Enteignung der Bourgeoisie und die Kollektivierung der Produktionsmittel stehen nocht nicht auf der Tagesordnung. Wenn Lenin mehrmals von «sozialistischer Revolution» spricht, so meint er damit «weltweit», in dem Sinne, als Russland einen internationalen Prozess auslöst.

Die (widersprüchliche) Errichtung der Sowjetmacht

Alle Augenzeugen beschreiben den «roten Oktober» ganz anders als die Legenden. Die Straßenbahnen fahren, die Leute gehen in die Oper, während die «größte Revolution aller Zeiten» stattfindet. Der berühmte Kreuzer «Aurora» schießt in die Luft, es gibt nur wenig Kämpfe, keine Massenbewegungen, bevor der «Winterpalast» gestürmt und «für das Publikum» geöffnet wird. Lenin, noch halb im Untergrund, versteckt sich im Smolny-Institut – Schule für Töchter der höheren Gesellschaft, das zum bolschewistischen Hauptquartier umfunktioniert wurde -, er trägt Brille und Perücke und versteckt sich in den Ecken. Noch eine unglaubliche Geschichte: Kerenski flieht aus dem Winterpalast, verkleidet als serbischer Offizier, in einem amerikanischen Auto. Manchmal erscheinen die Ereignisse mehr wie eine Komödie von Chaplin als der «Oktober» von Eisenstein. Keine großen Gefechte, kein Blutbad, wie es oft hieß. Die Aufständischen nehmen Petrograd ohne Gefecht ein, es gibt nur ganz wenige Opfer, die wenigen Schüsse wurden in die Luft abgegeben, der «Heidenlärm» beim Sturm auf den Winterpalast war vor allem Wortwechsel, Stiefelschritte und Schreie in den Resonanzkästen der riesigen Säle.

«Es gab keinen Widerstand», berichtet Nikolai Suchanow über die Nacht vom 24. auf den 25. Oktober. «Gegen zwei Uhr morgens besetzten kleine Einheiten die Bahnhöfe, die Brücken, die Kraftwerke, das Telegrafenamt usw. Die militärischen Operationen ähnelten eher Wachablösungen. Es ging ohne Blutvergießen ab. Es gab kein einziges Opfer. Die Stadt war vollkommen ruhig. Das Zentrum sowie die Vorstädte schliefen tief, sie hatten keine Ahnung, was sich in dieser kalten Oktobernacht abspielte».

Natürlich gab es großartige Momente, die «unsterblichen Proklamationen» in Smolny, romantische Gesänge, Feste und Orgien. John Reed berichtete von den Emotionen und dem Enthusiasmus, der die Revolution begleitete, in dem Buch «10 Tage, die die Welt erschütterten».

In mehreren Wochen überrollt die Welle ganz Russland. Die Errichtung der sowjetischen Macht geht - nach Petrograd - rasch und ohne große Schwierigkeiten vonstatten. In Moskau hingegen kommt es zu heftigen Gefechten mit den «Junkern», den Offiziersanwärtern, während derer die roten Angreifer Zerstörungen im Kreml verursachen. (Bolschewistische Führer protestieren dagegen, der Volkskommissar für Erziehung und Kultur, Anatoli Lunatscharski, droht sogar mit seinem Rücktritt). In den Hochburgen der Metall-, Minen- und Textilarbeiter, wo die Bolschewiken über eine Mehrheit verfügen (Ural, Iwanowo etc.) verläuft der rote Oktober friedlich. Linke SR, Menschewiken und Anarchisten beteiligen sich an der Machtergreifung.

In anderen, weniger homogenen Städten mit zahlreichen Arbeitern kleiner Fabriken und Händlern wie Nischni Nowgorod, Kasan, Samara oder Saratow stehen die Sowjets und Fabrikkomitees mit den meisten Bolschewiken an der Spitze des Umschwungs. Doch die neue sowjetische Führung zieht die anderen linken Parteien hinzu: Es gibt keine «Einheitspartei». In den mittleren Städten und einigen ländlichen Gebieten sind es oft linke SR, die mit einer Minderheit von Bolschewiken die Macht der Sowjets aufbauen.

Gesamt gesehen verläuft die Oktoberrevolution im Vergleich mit der Februarrevolution relativ friedlich. «Niemand bedauerte den Fall der provisorischen Regierung», erklärt R. Pipes, «Augenzeugen berichten, dass die Bevölkerung den Ereignissen völlig gleichgültig gegenüberstand, sogar in Moskau, wo die Bolschewiken auf einen zähen Widerstand stießen. Die Regierung verschwand von der Bildfläche, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen. Offensichtlich war es dem Mann von der Straße egal, wer regierte, denn es schien unwahrscheinlich, dass sich die Situation noch verschlimmern könnte».

«Der Mann von der Straße» ist ein sehr vager Begriff, man kann dem entgegensetzen, dass nicht Indifferenz, sondern eher Enthusiasmus die Stimmung im Volk prägte, das schon lange forderte, was die Oktoberdekrete endlich legitimierten: Land, Frieden, Arbeiterkontrolle...

Doch was weiß, was versteht das ländliche Russland von den Ereignissen in Petrograd? Es gibt kein Fernsehen, nur wenige Zeitungen, gerade einige Telephonapparate, um die Neuigkeiten zu verbreiten. Wissen die Akteure der Geschichte der Revolution, in welche «Geschichte der Revolution» sie sich gestürzt haben?