WACHSTUMSKRITIK: Die Wachstumsverweigerer in der Westschweiz

8 déc. 2009, publié à Archipel 174

Jahrelang herrschte Funkstille. Die Schweiz, selbst die Westschweiz, schien die Décroissance (Wachstumsverweigerungs

  • Bewegung nicht zur Kenntnis zu nehmen, die in Lyon, 150 km westlich von Genf, seit Jahren aktiv war.

Eine Monatszeitschrift mit einer Auflage von 45‘000, mehrere Websites, eine politische Partei, spektakuläre Aktionen gegen die Werbung, Wochen ohne Fernsehen, Märsche gegen die Formel 1, eine rasch wachsende Bibliothek wachstumskritischer Publikationen, Intellektuelle, die das Personal einer Hochschule für Wachstumskritik bilden könnten - dies alles schien man schon in Genf nicht wahrzunehmen, geschweige denn diesseits der Saane.

Aber im August 2008 ließen sich in Genf einige Jugendliche (vor allem junge Grüne ) vom Genfer Professor Jacques Grinevald zur Gründung eines wachstumskritischen Netzwerks motivieren. Das ROC (Réseau objection de croissance) wurde gegründet. Dann ging alles sehr rasch.

Mehr als ein Trend

Vorträge und Filmabende wurden organisiert. Der Kaufnichtstag – bisher eine Aktion junger Christen - wurde plötzlich von mehreren Linksbewegungen unterstützt. Am Autosalon gab es die kritische Aktion «L’autre salon» , die die Autolobby nicht verhindern konnte. In Zeitungen und bei Radio Suisse romande wurde Décroissance zum Thema. In Lausanne entstand ein lokales ROC. Das ROC Neuenburg ist in Gründung begriffen *.

In Genf hat das ROC mittlerweile 120 Mitglieder, in Lausanne 80. Die Jugend ist stark vertreten. Aber auch Berufstätige und RentnerInnen arbeiten mit. Die politische Strategie ist die gleiche wie in Frankreich: Man strebt nicht primär die Gründung einer neuen Partei an, sondern verbündet sich mit antiproduktivistischen Kräften in der gesamten Linksbewegung. Dabei achtet man sorgfältig darauf, dass nicht geschäftstüchtige Trittbrettfahrer, womöglich gar rechtskonservative Umweltfreunde, die Bewegung für ihre Zwecke missbrauchen. Lorédan Füeg, einer der Gründer des ROC Genf, beschreibt die Situation so: « Décroissanceist gegenwärtig ein Trend. Aber wir wollen dafür sorgen, dass es nicht ein bloßer Trend bleibt, der wieder verschwindet. Wir wollen eine gesellschaftliche Veränderung.»

\ Informationen auf www.decroissance.ch.*