Am 22. Januar 2022 drängte sich die Neonazi-Gruppe «Junge Tat» mit Transparent und Megafon an die Spitze der Corona-Demo in Bern. Die Massnahmengegner·innen liefen hinterher.
Dass es soweit kommen würde, war absehbar. Denn nach bald zwei Jahren Corona-Demos hatte sich ein Macht-Vakuum zwischen den verschiedenen neuen Organisationen und Gruppierungen gebildet, die anfangs ihren gemeinsamen Nenner im Protest gegen die Pandemie-Massnahmen gefunden hatten. Einige Gruppierungen hatten sich aufgelöst, andere sich verstritten. Diese instabile Situation spielte nun, wie zu befürchten war, den organisierten Neonazis unter ihnen in die Hände. Schon von Anfang an hatten die Corona-Demos einen Nährboden für rechtsextreme Gruppierungen geboten. Rechte Propaganda, Sündenbockpolitik und Verschwörungsideologien begünstigen sich gegenseitig und funktionieren alle nach dem Motto «Wir» werden von «Ihnen» bedroht. Es wird unter den Corona-Demonstrant·inn·en ein Feindbild konstruiert, das, je nachdem, Bill Gates, «die Lügenpresse», Alain Berset, Klaus Schwab oder «die Antifa» ist. Dieser Feind bedroht das «Wir», das in den Augen der Corona-Demonstrant·inn·en aus aufrechten, schweizerischen «Volksgenossen» besteht. Viele der Verschwörungsideologien, die unter den Corona-Massnahmengegner·inne·n beliebt sind, bedienen klar antisemitische, rassistische und rechts-populistische Narrative.
Auch Ideologien von esoterischen Impfgegner·inne·n, von denen es viele an die Corona-Demos zog, überschneiden sich an vielen Stellen mit rechten Verschwörungsideologien. Das Narrativ von «zurück zur Natur» oder das Bild vom «gesunden, starken Menschen», der keine Impfung braucht um zu überleben, sind unmittelbar verknüpft mit sozial-darwinistischen und anti-modernen Ideen, welche auch von Nazis nach dem ersten Weltkrieg propagiert wurden. Rechtsextreme Gruppierungen haben von Anfang an versucht, in der Bewegung ihren Einfluss zu nehmen, jedoch auch hier wächst der Faschismus aus der Mitte der Gesellschaft. Es sind die ignoranten, verschwurbelten und unreflektierten Haltungen des Grossteils der Massnahmengegner·innen, die den Neonazis überhaupt erst ermöglichen, in eine einflussreiche Position kommen zu können.
Am 12.02. war in Zürich wieder eine Demonstration der Massnahmengegner·innen geplant. Dem Aufruf zur Gegendemonstration sind mehrere tausend Antifaschist·innen gefolgt und haben ein starkes Zeichen gegen Neonazis, rechte Spinner·innen und Mitläufer·innen gesetzt.
Kein Fussbreit dem Faschismus! antira.org