BUCHBESPRECHUNG: Daimler-Benz und die Argentinien-Connection

20.03.2006, Veröffentlicht in Archipel 136

Alle Indizien sprechen dafür, dass Daimler-Benz nach Kriegsende Nazi-Vermögen nach Argentinien transferierte und in den Aufbau eines weit verzweigten Firmennetzes investierte.

Darüber hinaus fanden zahlreiche NS-Täter im argentinischen Zweigwerk eine Anstellung. Das Beispiel Eichmann ist dabei nur der spektakulärste Fall und wurde dennoch über viele Jahre unter den Teppich gekehrt. Nicht nur die Auseinandersetzung um die Flick-Sammlung belegt, dass weite Teile der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit den verdrängten Ursachen des Nachkriegswohlstands nach wie vor nicht nachgehen wollen. Der Mythos: Bei Kriegsende liegt das Reich in Schutt und Asche und nach wenigen Jahren blühen industrielle Landschaften. So liefert, nach Kriegsende, der «fleißige Deutsche» den späten Beweis seiner Überlegenheit. Bei der Auferstehung geholfen haben die amerikanischen Freunde mit Carepaketen und Marshallplan. Tabu ist die Frage, ob beim deutschen Wirtschaftswunder nicht die Gewinne der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie geholfen haben? Sie stammen aus der »Arisierung« des jüdischen Vermögens, aus dem Zahngold der KZ‘s, aus der Ausbeutung der Arbeitskraft der Zwangsarbeiter, aus der Plünderung der Zentralbanken und der Einverleibung der Fabriken in den besetzten Ländern. Man weiß, diese Gewinne wurden in der Schweiz versteckt. Man weiß nicht, wie diese Gewinne in den produktiven Kreislauf der Nachkriegswirtschaft geleitet worden sind. Auch der Bericht der US-Regierung über das »Nazigold« kann oder will diese Frage nicht beantworten. Washington brauchte den jungen Bonner Staat als Bollwerk im Kalten Krieg, der Aufbau der Bundeswehr musste finanziert und der Kredit aus dem Marshallplan samt Zinsen zurückgezahlt werden. Woher sollten die Deutschen dieses Kapital nehmen, wenn nicht aus den vor 1945 versteckten Schatullen?

Die in Südamerika lebende Autorin Gaby Weber hat jahrelang recherchiert, u.a. in der argentinischen Zentralbank, dem Innenministerium, der Fremdenpolizei. Ihr Ergebnis: Nazigeld wurde gewaschen über den Umweg Zürich und Buenos Aires. Mit fingierten Zahlungen, geschmuggeltem Bargeld und der Ausnutzung der Differenz zwischen dem offiziellen und dem parallelen Wechselkurs. Regie führte Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard. Ein ausführendes Unternehmen war: Daimler-Benz, Untertürkheim.

Im Oktober 2004 erschien im Verlag „Assoziation A“ das vom Dachverband der Kritischen Aktionäre, dem Labournet Germany und der ila herausgegebene Buch „Daimler- Benz und die Argentinien-Connection – Von Rattenlinien und Nazigeldern“ von Gaby Weber. Obwohl die Autorin hochinteressante Fakten über die Beziehungen des Stuttgarter Konzerns zur Regierung Perón recherchiert hatte, bei denen es um groß angelegte Geldwäsche und die Flucht von NS-Kriegsverbrechern ging, war die Resonanz in den deutschen Medien minimal, nur die Frankfurter Rundschau veröffentlichte eine Rezension. Ganz anders in Argentinien. Dort erschien die spanische Auflage des Buches im März 2005. Das Interesse der Medien ist enorm. Bereits nach zwei Wochen war die erste Auflage – 4000 Exemplare – vergriffen. Das Buch rückte auf Platz sieben der Sachbuch-Bestsellerliste vor. Der spanische Edhasa-Verlag druckt inzwischen nach.

ISBN 3-935936-33-8 | 144 Seiten | erschienen Oktober 2004 | 10.00 Euro/ 18.30 sF . Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Website des Verlags Assoziation A / Hamburg.

Für Bestellung per e-mail:

hamburg@assoziation-a.de