Wenn Nanotechnologien die Antwort sind, wie lautete die Frage? Wir, eine handvoll Leute, sind nach Grenoble gefahren, um uns an der Protestbewegung gegen die Einweihung des ersten Forschungszentrum für MIcro- und NAnoTEChnologien (Minatec) in Europa zu beteiligen. Ich gebe hier einige Impressionen, Analysen und Informationen über eine dicht gedrängte Woche wieder.
Science Fiction?
Der perfektionierte Mensch kommt nicht aus der Science Fiction. Die Öffentlichkeit weiß, dass zweifelsohne die ersten genetisch manipulierten Menschen einige Goldmedaillen anlässlich der Olympischen Spiele von 2008 gewinnen werden. Kaum zu glauben? Kevin Warwick, Forscher auf dem Gebiet der Kybernetik an der Universität von Reading, erklärte 2002: „Diejenigen, die beschließen werden, Mensch zu bleiben und eine Perfektionierung von sich weisen, werden ein ernstes Handicap haben. Sie werden zu einer Unter-Spezies werden und die Schimpansen der Zukunft sein.“
Wir wissen zudem, dass die Konsumtion ein nicht zu unterdrückendes, ganz und gar angeborenes Bedürfnis der Bevölkerung ist, sie will sich die Ausgefeiltheit der angebotenen Konsumgüter, auch in hygienischer und gesundheitlicher Hinsicht, sichern, und, warum auch nicht, erfolgreich sein mit der Vorwegnahme von Konsumtionsverhalten, um mithalten zu können und kein Terrain preiszugeben im mörderischen Wettbewerb des weltweiten Wirtschaftswachstums. Daher sind Sonnenschutzcremes mit Nanoteilchen schon auf dem Markt, obwohl die Gefahren für die Gesundheit noch nicht abgeklärt sind. Künftig gibt es dann einrollbare Flachbildschirme, Brillen mit Datenfluss über die selbstreinigenden Gläser (dieselben existieren schon) und natürlich mit Internetanschluss. Daher also die intelligenten Kühlschränke der Zukunft, die von selbst Milch bestellen, wenn keine mehr da ist; die intelligenten Etiketten auf den Produkten, die die Kassiererin einsparen aber vor allem erkennen lassen, wer was und wann konsumiert. Das englische Wort business wird oft verwandt in diesen Sphären und es sei daran erinnert, dass intelligence Informationsweitergabe bedeutet, siehe das I beim CIA. Eine weitere Erfolg versprechende Neuerung in dieser besseren Welt sind Arten von Staub zur Überwachung, ebenso brauchbar für das Feststellen von Krankheitskeimen (z.B. Vogelgrippe) wie von abweichenden Verhaltensweisen (z.B. etwas nehmen und nicht bezahlen) und der folgenden Evakuation eines Saales etwa, um jegliches Risiko von Ansteckung zu vermeiden oder auch der vorläufigen Festnahme eines ungehörigen Abweichlers. Erinnern wir uns, dass interessanterweise früher die Sicherheitsdienste dazu dienten, Warenproduktion, also Wachstum zu garantieren, während heute die Sicherheit selbst wesentlicher Wachstumsmotor ist: die Fantastereien der Linken mit dem Gesetz zur Sicherheit im Alltag oder der Rechten mit dem Gesetz zur Inneren Sicherheit sind nicht zuletzt symptomatisch für einen schleichenden Totalitarismus.
Keiner der von mir beschriebenen Fälle ist in der Science Fiction angesiedelt. Direkt aus der wissenschaftlichen Forschung kommend, beginnen die praktischen Anwendungen sich in unserem Alltag auszuwirken. Es wäre langweilig, all die „intelligenten“ Granaten, „intelligenten“ Überwachungskameras, „intelligenten“ Mikrochips und deren Anwendungen aufzuzählen. Um Ihnen eine Idee davon zu vermitteln, hier ein Auszug aus dem
Wochenblatt „Télérama“ vom 7.1.2004: „Am Donnerstagmorgen, dem 23. Januar 2031, erwachte Herr Lavenir, angeregt von den sanften Düften seines Nanoduft-Weckers. Zwei Minuten später beendet er seinen ersten check-up des Tages: Blutwerte, Blutdruck, Cholesterintest, EKG. Alles o.k. signalisiert das Nanolabor. Lavenir befiehlt seinen Nano-Reinigungs-Robotern, die Mikrochips auszuklopfen, streift sein mit nanoelektronischen Komponenten durchwirktes Tele-T-Shirt über und ruft seine Frau an. Der Sound ist perfekt. Sein neues Bionik-Ohr funktioniert gut. In aller Ruhe kann er das hochauflösende 3-D-Hologramm der Schachweltmeisterschaft anschauen, bei der Fritz 999 gegen Hal-02 spielt. Es ist gut zwanzig Jahre her, dass die Menschen das Königsspiel den Maschinen überlassen haben.“ So also soll die Welt aussehen, die man uns aufdrängen will, wobei eins sicher ist: Grenoble ist einer der auserwählten Plätze weltweit und Minatec eine Schlüsseleinrichtung in dem Gesamtapparat für die Entfaltung dieser neuen industriellen Revolution. (…) Entwickelt wurde Minatec vom
Kommissariat für Atomenergie (CEA), vom Staatlichen Polytechnischen Institut in Grenoble (INPG) und von den regionalen Verwaltungen. Was klar erwiesen ist, denn Monsieur Destot, Bürgermeister von Grenoble, ist Veteran des CEA, und ein Geldsegen aus öffentlicher Hand wurde freigegeben für dieses Projekt von 193 Millionen Euro Umfang, davon mindestens 127 Millionen Euro an öffentlichen Investitionen (113 Millionen von den regionalen Verwaltungen, wie vom Generalrat, dem Parlament des Departements - zusammengesetzt aus Vertretern von Sozialisten, Kommunisten und Grünen, Stadtregierung - Sozialisten, und Gebietsverwaltung - Linksbündnis)1.
Ein Abgeordneter von Grenoble erklärte dazu: „Hier sind die Abgeordneten mit high-tech geimpft. Das befreit sie davon, sich ethischen Problemen zu stellen.“ In der Tat: Weder ethische Probleme noch öffentliche Debatte. Wer hat die 420.000 Einwohner gefragt, ob sie 19 Einrichtungen vom Seveso-Typ, 4 Nuklearanlagen, 3 P3-Laboratorien aufnehmen wollen sowie die Großtanks vom AZF-Toulouse, die bei der Katastrophe vom 21. September 2001 in Toulouse nicht explodiert sind (Zahlen von 2002)? Der Zugriff des CEA auf Grenoble ist enorm. Es hat eine eigene Datenverarbeitungsbranche kreiert - das CEA LETI - das selbst wiederum 28 start-up-Unternehmen hervorbrachte und pro Jahr ungefähr 110 Diplome ausstellt, tausende unmittelbare Arbeitsstellen schuf und ein Vielfaches an mittelbaren. Der Druck auf die Stadt und der Griff nach der Stadt als Ganzem ist total.
Was ist das eigentlich?
Kommen wir zurück zu den Nanotechnolgien und den Versprechungen, die sie mit sich bringen. Die Vorsilbe Nano bezieht sich auf ein Milliardstel Meter, das heißt ein hundert Millionstel der Stärke eines Haares. Bis vor kurzem war der wissenschaftliche Zugang die zunehmende Miniaturisierung von oben nach unten, dem berühmten Monroe-Gesetz folgend, wonach die Rechenkapazität der Computer sich alle 18 Monate verdoppelt. Das entsprach solange den Tatsachen, bis unsere tapferen Wissenschaftler auf die Grenze des Atoms stießen, die es zu überschreiten galt. Also ist man vom eben beschriebenen Zugang top down übergegangen zum so genannten bottom up , von unten nach oben, der von den in Betracht kommenden Atomen als den Elementarbausteinen ausgeht und sie manipuliert, um die verschiedensten Mikromaschinen zusammen zu bauen. Will man von den Nanos sprechen, kann ebenso der Begriff der konvergierenden Technologien gebraucht werden. Die verschiedenen uns bekannten Disziplinen konstituieren die Wissenschaft als Gattung: Biologie, Elektronik, Physik (mit ihren Unterdisziplinen: Quanten-, Nuklear-, klassische Physik), Chemie, Biochemie, Genetik usw. Der Begriff Konvergenz bezeichnet eines der fundamentalen Ziele des Projektes Nanotechnologie: Die Vereinigung der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen. Die Verbindung Neuronen-Elektronik ist schon Wirklichkeit geworden und ganz arglos träumt man von Perspektiven, die solche Forschungen eröffnen. So wie man sich darauf eingestellt hat, von Genetisch Manipulierten Organismen zu reden, beginnen Atomar Manipulierte Organismen in die Sprache einzugehen. Die extrem geringe Größe der verschiedenen Werkstücke (speziell desjenigen, das zurzeit bei der Nutzung weit vorne liegt – Nanoröhrchen aus Kohlenstoff, unglaublich widerstandsfähig und megaleicht) kann natürlich einige Probleme und Risiken mit sich bringen. Nicht umsonst lehnen die Versicherungsgesellschaften bisher ab, gesundheitliche und ökologische Risiken der Nanos zu versichern. Der Beweis ist erbracht, dass ähnliche und sogar größere Gefahren wie vom Asbest auch von den Nanos für die Lunge ausgehen, und dass zudem diese winzigen Materialien von der Blutbahn direkt ins Gehirn gelangen können. Zweifelsohne bewegen wir uns auf eine neue Katastrophe zu. Aber wie es die WiderständlerInnen gegen die Nekrotechnologien von Grenoble (Opposant-e-s Grenoblois-e-s aux Nécrotechnologies - OGN - ein Kollektiv, das die Protestbewegung organisiert hat) ausdrückten: „Wir haben keine Angst, wir sind voll Wut!“ Voll Wut, denn 10% fallen für medizinische Forschung ab, zum Beispiel um Nanoroboter zur Zerstörung von Krebszellen loszuschicken, 90% der Forschung hingegen werden fürs Militär verwandt oder können verwandt werden. (…) Die französische Verteidigungsministerin besuchte Minatec im März 2006, also vor dessen Einweihung. Da konnte man folgendes lesen: „Anlässlich dieses Besuches wird Michèle Alliot-Marie mit Ärzten und Wissenschaftlern des Gesundheitsdienstes der Armee zusammentreffen, die in der Forschung zu militärischen Nervengiften und Zelltherapien arbeiten und im Kampf gegen den Bioterrorismus engagiert sind, ebenso wie mit Wissenschaftlern und Ingenieuren des CEA (Schwerpunkt Minatec), die in das Programm zur Bekämpfung des NRBC-Terrorismus2 eingebunden sind.“ Wie gewohnt, die Medizin wird als Hülle benutzt, damit die Pille „Totalitär-Militär“ geschluckt wird. Ausreichend Beweise für die militärische Bedeutung liefert die Lektüre einer Vereinbarung, die zwischen der Generalvertretung für Bewaffnung (DGA) und dem CEA geschlossen wurde, die der DGA Zugang zu den neuesten Forschungsergebnissen verschafft und ihr erlaubt, Themen von Doktorarbeiten und Forschungsgegenständen zu bestimmen. Und schon hecken unsere Forscher „intelligente“ Granaten aus, wie auch Mikro-Drohnen (geeignet zum Einsatz in Kampfgebieten wie auch für die Aufrechterhaltung der Ordnung) kommunizierende und Tarntextilien, die z.B. automatisch die Farbe wechseln können und präzise Informationen geben können über die Umgebungsluft (bakteriologische oder chemische Verunreinigungen) oder die exakte Position der Soldaten. (…)
Ein theoretisches Projekt
Ziel des Projektes Nanotechnologie ist die Selbsterneuerung und Selbstentwicklung der Maschinen. Ein Nanoroboter, von recht simpler Bauart, soll ganz allein einen weiteren herstellen, der komplizierter als er selbst ist, der wiederum einen weiteren herstellen soll, der komplizierter als er selbst ist ….; bis wohin? Dies ist das theoretische Projekt, in der Praxis ist man noch weit davon entfernt. Man beginnt ganz einfach damit, die Selbsterneuerung der Maschinen zu ermöglichen. Die Selbstentwicklung findet sich später, vielleicht ist es technisch ja gar nicht möglich. Egal, das Ziel ist da und wer sagt uns denn, ob diese „intelligenten“ Roboter uns nicht eines Tages als schrecklich veraltetes Spielzeug betrachten? (…)
Da die denkenden Köpfe dieses Projektes nicht die Fehler wiederholen möchten, die beim Versuch begangen wurden, genetisch manipulierte Organismen in die Praxis einzuführen, haben sie ein Versuchslabor für gesellschaftliche Akzeptanz geschaffen: Minatec IDEAS©.
Zunächst zusammengesetzt aus CEA LETI, aus ST Microelektronik und der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von France Télécom, führt es Forscher der „harten“ Wissenschaften und der Gesellschaftswissenschaften zusammen. Auf ihrer Homepage kann man lesen: „Das Ziel unserer Methode besteht darin, dass die vorgestellten Gegenstände und Dienste einen Sinn für den Nutzer haben werden, in ihrem Alltag Anwendung finden, einfach zu verstehen und zu benutzen sind und einen akzeptablen Preis haben werden.“ EDF, Essilor, Rossignol und Teamlog sind vor kurzem dieser Propaganda-Plattform zur Erzeugung einer breiten Zustimmung beigetreten.
Der Widerstand
Was nun, angesichts dieses sehr realen Wahnsinns? Recht wenig, nur einige Tage und ein paar hundert Personen. Aber die knappe Woche gegen Minatec und seinen Umkreis (30., 31. Mai und 1. und 2. Juni) hat eine lange Vorgeschichte. Eine kleine Gruppe von Leuten führt seit vier oder fünf Jahren eine kritische Nachforschung, wie sie es nennen. Sie überprüfen sämtliche Werbetafeln, Zeitungsartikel und lokale Veröffentlichungen, um sie für ihre Ziele zu verwenden und weiterzuverbreiten. „Piéces et main-d’œuvre“ (Werkstücke und Arbeitskräfte) hat zahlreiche Texte und Analysen herausgebracht und eine Anzahl von öffentlichen Konferenzen gestört3. Andererseits haben die verschiedenen Kämpfe in Grenoble zur Gründung des Kollektivs OGN (WiderständlerInnen gegen die Nekrotechnologien von Grenoble, s.o.) geführt: Es gab die Besetzung des Paul-Mistral-Parks4, es gab die Besetzung sämtlicher Häuser einer Gasse im Stadtzentrum unter dem Namen „400 couverts“5, die als zeitweilige autonome Zone mindestens drei Jahre Bestand hatte.
Am 28. und 29. Oktober 2004 wurden die Generalstände der Forschung von einer informellen Gruppe mit Namen „objection de conScience“ durcheinander gebracht6. Im Dezember 2004 wurde die Baustelle von Minatec symbolisch blockiert mit der Besetzung eines Kranes. Und im Oktober 2004, Juni 2005 und Mai 2006 wurden drei Zeitungsimitationen verbreitet. Die erste parodierte „Métroscope“,die Zeitung der Gebietsverwaltung von Grenoble und prangerte die Verquickung von Forschung, Industrie, Armee und Politik an.
Die zweite war „Libertys“, eine Nachahmung des Informationsblattes des Generalrates, die ankündigte, dass Grenoble und das Département Isère für ein lebensnahes Experiment auserwählt worden seien - der Einführung des neuen Personalausweises mit Mikrochip mit der Option auf einen unter die Haut verpflanzten Mikrochip für Vergessliche. Im Mai 2006 erschien die Fälschung „Tunnelis“, angeregt von der CEA-Betriebszeitung „métropole“. Jene kündigte die Erbauung einer Super-Kuppel von 270 km Länge an (von Genf bis Valence, in der verschiedene Kompetenzzentren untergebracht sein würden, hier diejenigen für bionische Mikrochips, dort die für Mikroelektronik usw.).
Das Kollektiv OGN kommt also keineswegs aus dem Nichts, auch wenn es nur ein Kollektiv mit begrenzter Dauer - für eben diese Mobilisierung - ist, die im Januar mit Filmvorführungen fast überall in Frankreich begann. Insgesamt etwa fünfzig Veranstaltungen (darunter in Genf und Mailand) wurden von rund 2.000 Personen besucht.
Zum Programm
Um ein offizielles Programm herum, das als Leitfaden diente, wurden die verschiedensten Aktionen gegen die Einweihung von Minatec organisiert. Anberaumt zum 1. Juni mit Chirac, vertagt auf den 2. Juni mit Villepin und letztlich durchgeführt mit einem simplen Staatssekretär, in dem Falle mit dem für Industrie (nicht für Forschung), der die Ankündigung einer großen Bürgerdebatte zu den Nanotechnologien im Gepäck hatte. Von Montag an, dem 29. Mai, begannen die WiderständlerInnen auf sich aufmerksam zu machen. Sie brachten den Empfang im Museum der (ehemaligen Region) Dauphine durcheinander, wo Minatec Crossroads ins Leben rief, ein Treffen von Geschäftsleuten und ForscherInnen am Rande der Einweihung.
Abends wurde ein Essen für 100 Euro pro Gedeck veranstaltet, etwa 20 km von der Hauptstadt des Départements Isère entfernt. Die Zufahrtswege waren mit Barrikaden versperrt.
Der Generalrat wurde am Dienstag aufgesucht. Mit diesem Besuch wurde die Verwicklung der öffentlichen Hand in die Projekte angeprangert. Eine Versammlung des INPG erhielt als Beigabe Eier zugeschossen, Mehl gab es selbst im Innersten von Minatec. Nach und nach wurde die Stadt mit Graffities überzogen; besonders ein enormer Schriftzug (Buchstaben, die mehrere Meter maßen) auf den Befestigungsmauern der Bastille, hoch über der Stadt, zog die Aufmerksamkeit auf sich. „CEA BASTA“ war zu lesen. Ein Zeltdorf wurde auf dem Campus der Universität errichtet. Ebenfalls am Dienstag fanden öffentliche Debatten statt über Mikrochips, die bereits in Tiere verpflanzt werden und bald auch in Menschen, über den neuen Personalausweis INES7, über die biometrische Datenerhebung ….
Am Mittwoch gab die Rapperin Kenny Arkane, die dem Marseiller Kollektiv „Rage du peuple“ (Volkszorn) nahe steht, ein wildes Konzert. Abends dann vereinigte eine große Versammlung über die Nanos und die Gründe, sich dem zu widersetzen, an die 400 Personen, darunter auch ForscherInnen des CEA, die couragiert genug waren, um sich den Diskussionen mit uns zu stellen und die uns sagten, dass sie innerhalb des CEA nichts ausrichten könnten, der Druck sei zu groß. (…)
Donnerstag dann die Demo. Knapp tausend Leute zogen in das Stadtzentrum. Erst wurden Plakate geklebt, dann wurden Losungen gesprüht und gegen Ende dann gab es die Zerstörung von Werbeflächen, Geldautomaten und der Vitrine einer Bank. Die Polizei hat die Demonstration gestoppt, wann und wo immer sie wollte. Die Militarisierung der Stadt war höchst eindrucksvoll. Ein Mädchen wurde von einem Gummigeschoß getroffen, abgeschossen aus nächster Nähe, das ihr die Wange zerfetzt hat. (…) Am nächsten Tag ging nichts mehr: Die Polizei verhinderte einfach jede Versammlung von mehr als drei Personen. (…) Ein Fahrzeug der Brigade zur Verbrechensbekämpfung ist in eine Gruppe von zwanzig Leuten gerast; wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.
Das Zeltdorf der Uni wurde gegen Morgen aufgelöst, mehr Fahrzeuge der Bereitschaftspolizei, als es überhaupt Zelte gab, kamen zum Einsatz. Es gab zwei Leichtverletzte, mit vorläufiger Festnahme und Prozess wegen BeamtInnenbeleidigung, der am 10. Januar stattfinden soll (…). Zudem wurden zwei Personen des OGN für mehrere Stunden in Polizeigewahrsam genommen, ihre Bleibe wurde durchwühlt auf der Suche nach Waffen (sic!). Eine wurde beschuldigt wegen „Beteiligung an illegaler Zusammenrottung nach Auflösung“, die andere wegen „Aufruf zu gemeinschaftlicher Zerstörung von Gütern“ und „Aufruf zu illegaler bewaffneter Zusamenrottung“. Ihr erster Prozess ging am 19. Juni über die Bühne. Der zweite, um sie wegen Verweigerung einer DNA-Probe zu verurteilen, wird später stattfinden. (…)
Klar, die WiderständlerInnen waren nicht zahlreich genug. Sie hätten effektivere Aktionsformen finden können, vielleicht. Auf jeden Fall wurde ein Zeichen gesetzt, finde ich: WissenschaftlerInnen müssen sich jetzt von schwerbewaffneten PolizistInnen beschützen lassen, und das entblößt das wahre Gesicht der Welt, die sie für uns austüfteln. Ebenso empfinde ich es als erfreulich, dass sie nicht mehr diese totale Unschuld verspüren, wie noch vor wenigen Jahren.
Cédric Bertaud
Radio Zinzine
Diese Zahlen zum Umfang der öffentlichen Investitionen stammen von 2002, als das Budget von Minatec nur 170 Mio. Euro betrug
Nuklear, radiologisch, biologisch und chemisch
Mehr Informationen unter www.piecesetmaindoevre.com, Homepage mit Hilfsmitteln für die Herausbildung eines kritischen Geistes in Grenoble
Besetzung von Bäumen gegen die Zerstörung des städtischen Parks, um ein großes Stadion zu bauen
„400 Gedecke“
„Einspruch des Gewissens“, „conScience“ kann doppelsinnig auch gelesen werden als „blöde Wissenschaft“
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