Am 22. Juni wurde unsere Freundin Pinar Selek, die vor 24 Jahren fälschlicherweise eines Attentats beschuldigt wurde und von der Justiz ihres Landes viermal freigesprochen wurde, vom Obersten Gerichtshof der Türkei definitiv zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Hier ein Auszug aus ihrer prompten Stellungnahme aus dem Exil in Nizza:
«Dieses Urteil ist nicht nur ungerecht und unsinnig, sondern auch unmenschlich, da es in den Akten zahlreiche Gutachten gibt, die belegen, dass es sich um eine Explosion aufgrund eines Gaslecks handelte. Aber man hat nicht ein einziges Mal meine Aussage zu diesem Thema aufgenommen, man hat mir nicht eine einzige Frage dazu gestellt. Das Verfahren wurde ausschliesslich auf der Grundlage des Verhörs mit Abdülmecit O. eingeleitet, der ausgesagt hatte, dass wir gemeinsam gehandelt hätten, und der seine Aussage später vor Gericht widerrief, weil sie unter Folter erpresst worden war. Diese Person wurde zusammen mit mir freigesprochen, und ihr Freispruch war endgültig; die Berufung wurde nur für meinen Freispruch beantragt. Das Urteil hat daher nichts mit Recht zu tun. Da die Urteilsbegründung noch nicht veröffentlicht wurde, kann ich mich nicht weiter dazu äussern. Ich werde kämpfen, wir werden bis zum Ende gegen diese Ungerechtigkeit kämpfen.»
Pinar Selek am 22. Juni 2022 Aktivistin der Poesie, Feministin, Antimilitaristin, Soziologin, Autorin