DOSSIER SOC/ ANDALUSIEN: Repression gegen Landarbeitergewerkschaft

von Mari Garcia-Bueno (SOC, Sevilla), 14.05.2008, Veröffentlicht in Archipel 159

Das Sindicato de Obreros del Campo (SOC-Landarbeitergewerkschaft) war seit seiner Gründung in den 1970er Jahren immer wieder Opfer von Repressalien, und zwar in gleicher Weise durch die verschiedenen spanischen Regierungen (UCD, PSOE, PP) wie durch die Unternehmer in der Landwirtschaft, ohne Zweifel eine der reaktionärsten Gruppierungen im ganzen Land.

Auf Verhaftungen und brutale Gewaltanwendung, welche in der Übergangszeit nach Francos Tod gang und gebe waren, folgte eine etwas subtilere Art der Repression. Die Verhinderung gewerkschaftlicher Arbeit, die Verwicklung in Prozesse und Bußen gehören nun zu unserem Alltag. Doch seit 2001 wird eindeutig, dass Behörden und Arbeitgeber versuchen, unsere Bewegung wirtschaftlich zu ersticken. Mehr als 500 aktive Gewerkschafter haben zur Zeit Gerichtsverfahren am Hals, und wir müssen für Bußgelder von insgesamt 100.000 Euro aufkommen, um unseren Mitgliedern Pfändungen zu ersparen.

In den 1980er Jahren schrieben wir schon: «Das Vorgehen gegen unsere Gewerkschaft ist keine Reaktion auf einen radikalen oder gewalttätigen Kampf. Die ganze Welt weiß, dass unsere gewerkschaftliche Praxis auf gewaltlosen Aktionen beruht. Wir glauben, dass all diese Repression nichts anderes ist als der Versuch, mit einem Kollektiv, das im ländlichen Raum Andalusiens verankert ist, aufzuräumen. Unser Kampf ist die Anprangerung des Großgrundbesitzes, die unmenschliche Behandlung von Wanderarbeitern durch die Behörden wie durch die Unternehmer. In Andalusien besitzen 2 Prozent der Grundbesitzer 50 Prozent des gesamten Bodens ».

Unter diesen Landeigentümern befindet sich auch die Herzogin von Alba, die von der EU 1.885.000 (eine Million achthundertfünfundachtzigtausend) Euro kassiert hat, während wir miterleben, wie die andalusischen Kleinbauern in den Ruin schlittern und mehr als eine halbe Million Tagelöhner auf Sozialhilfe angewiesen sind, um größeres Elend oder die Abwanderung in die Städte zu verhindern.

Trotz alledem beschloss die sozialistische Regierung am 28. Februar 2006, die Herzogin von Alba zur «Ehrenbürgerin» zu küren. Auf unsere Protestaktion gegen diesen Akt der sozialistischen Regierung antwortete die Polizei mit ungewöhnlicher Heftigkeit, was auch die Medien in ganz Andalusien aufhorchen ließ. In denselben Medien bezeichnete die Herzogin von Alba die Demonstranten als einen Haufen von «Delinquenten, Gesindel und einigen Verrückten».

Die Erklärung der Herzogin veranlasste das SOC, eine Klage einzureichen. die durch das Gericht gegenwärtig geprüft wird. Angesichts der Beschwerde der Großgrundbesitzerin hingegen befand der Richter, dass diese willentlich beleidigen wollte, als sie diese Stellungnahme abgab.

Mit diesem richterlichen Entscheid wiederum beschloss die Herzogin, gegen den Generalsekretär des SOC, Diego Canamero, zu klagen. Sie wirft ihm vor, Falschmeldungen zu verbreiten, wenn er behauptet, dass die Herzogin papierlose MigrantInnen unter Vertrag genommen hat. Canamero gab diese Erklärung ab, als eine Gruppe Tagelöhner beim Auftauchen von Journalisten von «Telecinco » ihren Arbeitsplatz fluchtartig verließ. Diego sagte, dass sie dies täten, weil sie wahrscheinlich illegal hier arbeiteten, sonst ergebe diese Vorgehensweise keinen Sinn.

Die Herzogin fordert eine Entschädigung von 10.000 Euro. Und die sozialistische Regierung Andalusiens fordert unseren Generalsekretär auf, die Entschädigung zu zahlen! Dieser Sachverhalt beweist nach unserer Meinung, dass es sich bei all dem nur um einen Racheakt der Vertreterin der Kaste der Latifundienbesitzer gegen unsere Gewerkschaft handelt. Es ist ein weiterer Akt von Repression, um das SOC zum Schweigen zu bringen. Man rät uns überdies aufzuhören, alle andalusischen Tagelöhner zu verteidigen...