KLIMAWANDEL: Die Zukunft ist erneuerbar

von Constanze Warta, 21.10.2017, Veröffentlicht in Archipel 263

Von 22. September bis 2. Oktober 2017 fand in Basel im Horburgpark ein Klimacamp statt wie zuvor im Rheinland, in Amsterdam und in Paris. Es geht bei diesen Camps darum, die Menschen für die Problematik der Ursachen und der Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren.

Während der ganzen Woche haben Workshops, Diskussionen, Kulturveranstaltungen und jede Menge Austausch stattgefunden. Vertreter·innen nationaler und internationaler Organisationen, wie z.B. von Multiwatch, Robin Wood, Klima-Allianz Schweiz, Attac oder vom «Collectif contre la spéculation sur les matières premières» sowie Aktivist·innen aus dem In- und Ausland nahmen an den Workshops und Diskussionsrunden teil.
Eine wichtige Komponente der Camps sind auch die Climate Games: Das sind friedliche Aktionen des zivilen Ungehorsams, durch die auf spielerische Weise auf den Klimawandel aufmerksam gemacht wird. Sie wollen zeigen, dass die Bewegung von unten eine klimagerechtere Welt erkämpfen kann. Diese Aktionen bringen die verschiedenen Aspekte des globalen Wandels zusammen. Widerstand von unten ist notwendig!
Der Klimawandel scheint nicht mehr die grösste Sorge der Politik zu sein; er wird kaum noch in den Medien thematisiert. Die Vereinten Nationen zum Beispiel haben im Klimaabkommen von Paris 2015 weder Strafen noch Sanktionen festgelegt, falls sich einer der beteiligten Staaten nicht an das Abkommen hält. Dies geschieht gerade: US-Präsident Donald Trump hat einen Grossteil des Klimaplans seines Vorgängers abgeschafft und einer Öl-Pipeline die Bauerlaubnis erteilt. Offensichtlich sind Regierungen und Länder nicht dazu bereit, sich für unsere Zukunft einzusetzen und konkrete, funktionierende und sinnvolle Massnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Doch es spielt nicht nur die Politik- und Wirtschaftselite mit. Die Klimabewegung, der Widerstand von unten, wird hartnäckiger. «Wir wollen uns unsere Zukunft nicht ruinieren lassen, deshalb nehmen wir die Dinge selbst in die Hand und organisieren Climate Games!» erklären die Veranstalter·innen.
Wieso in Basel?
Basel eignet sich als Standort, da hier verschiedene klimafeindliche Faktoren konzentriert sind: Mehr als 40 Prozent des Mineralölverbrauchs der Schweiz gehen über den Ölhafen in Basel, und die hier ansässige Pharmaindustrie trägt überhaupt nicht zu einer klimagerechten Gesellschaft bei. In der Schweiz sind riesige Rohstoff- und Lebensmittelspekulanten zuhause und bezahlen fast keine Steuern. Die Schweiz erfüllte das Kyoto-Protokoll nur durch fragwürdige Klimazertifikate. Der Finanzplatz Schweiz unterstützt mit seinen weltweiten Investitionen ein globales Klimawandel-Szenario von 4°C - 6°C*. Eine Erderwärmung in diesem Ausmass hätte katastrophale Folgen. Ein grosser Teil unserer Lebensgrundlagen würde zerstört werden. Grund zur Hoffnung, dieses Szenario möge nicht eintreten, gibt es keinen. Der Klimaforscher Michael Oppenheimer von der Princeton Universität (USA) schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass die Pariser Klimaschutzziele eingehalten werden, lediglich auf 10 Prozent ein.
Der Rohstoffhandel, der Verkehrssektor, die Fleischproduktion sowie die Baumittelindustrie oder eine durch die Agro-Chemie geförderte industrialisierte Landwirtschaft verursachen die Klimakatastrophe mit. Weder Konzerne noch Regierungen zeigen bisher ernsthafte Bemühungen, das Klima angemessen zu schützen. Zynischerweise leidet vor allem jener Teil der Menschheit, der die geringste Schuld am Klimawandel trägt, am stärksten unter seinen Folgen. Klimaschutz ist nicht nur Umweltschutz, sondern auch ein Kampf für globale Gerechtigkeit. Ende Oktober machten zahlreiche Teams Basel bunt und setzten vielfältige und kreative Zeichen für echten Klimaschutz.
zusammengestellt von Constanze Warta

Mehr Informationen unter:
climategames.ch/klimacamp

* Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK (2015). Kohlenstoffrisiken für den Finanzplatz Schweiz.