MALI: Abbruch des Uranminenprojekts in Falea

von Text aus dem Falea-Rundbrief von Hannes Lämmler, EBF und Prof. Many Camara, ARACF, Herbst 2014., 22.12.2014, Veröffentlicht in Archipel 232

Eine gute Nachricht: In der Gemeinde Falea in Mali wird es vorläufig keine Uranmine geben! Seit über vier Jahren kämpfte die Initiative von Einwohner_innen, ehemaligen Bewohner_innen und Freund_innen von Falea (ARACF)1 zusammen mit dem Europäischen BürgerInnenforum gegen dieses umweltzerstörende Projekt.

Der neue Besitzer des Uranmineprojektes, der Konzern Denison Mines (DNN)2, hat die Exploration für die geplante Uranmine in Falea abgebrochen und sich aus dem Gebiet zurückgezogen. Es bleiben ihm die unter zweifelhaften Umständen erworbenen Besitztitel. Der Hauptgrund für diesen Rückzug ist der Preisrückgang für den Energierohstoff Uran (Yellow Cake). Diese Tatsache verhindert momentan die Erschließung neuer Uranabbaustätten. Die weltweite Produktionskapazität ist zu groß. Die Atomkatastrophe in Fukushima von 2011 hat dem Geschäft schwer zugesetzt. Sicherlich hat auch der anhaltende Widerstand der Einwohner_innen von Falea mit internationaler Unterstützung vom EBF, von verschiedensten NGOs und von Städten wie Genf zum Abbruch des Minenprojektes beigetragen. Ein Erfolg!
Obwohl ihr oberstes Ziel erreicht wurde, macht die Bürger_innen-Initiative von Falea (ARACF) weiter. Denn es gilt einerseits wachsam zu bleiben und andererseits an den folgenden Zielsetzungen, die sich im Rahmen des Widerstandes herausgebildet haben, weiterzuarbeiten: Unterstützung und Stärkung der lokalen Demokratie in Falea und im Landkreis Kéniéba und die Förderung der Entwicklung von nachhaltigen wirtschaftlichen Aktivitäten mit und für die Menschen. Dazu kommen Themen wie Respekt vor der Natur, der Geschichte und der Kultur der Einwohner_innen, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.
Veränderungen im Alltag Auch für das alltägliche Leben erreicht das Engagement von ARACF, teilweise mit internationaler Hilfe, positive Veränderungen: Die Initiative und die Gemeinde Falea haben es geschafft, der Regierung von Mali die notwendigen finanziellen Mittel abzutrotzen, damit die in Kéniéba seit 2006 in Teilen bereit liegende Motorfähre für die Überquerung des Flusses Falémé in der Regenzeit endlich bereitgestellt wird. Die Straße wird ausgebaut und die Fähre soll noch dieses Jahr (!) einsatzbereit sein. Durch die Bereitstellung eines Allrad-Geländewagens für die Evakuierungen kranker Einwohner_innen konnten während der Regenzeit zahlreiche Personen zum Gesundheitszentrum in Kéniéba gebracht werden. Einige Menschenleben wurden dadurch gerettet. Auch mehrere Frauen konnten dank dieses Fahrzeugs noch rechtzeitig vor der Geburt ihres Kindes das Gesundheitszentrum erreichen.
Das im Zuge des Widerstandes aufgebaute lokale Radio hat sich zu einem erprobten Instrument für Information, Bildung und Kommunikation sowie zur Mobilisierung und Beteiligung an der demokratischen Verwaltung der Gemeinde entwickelt. Gerade in diesen Tagen – angesichts der Dringlichkeit, über Ebola zu informieren – spielt das Radio eine sehr wichtige Rolle. In wirtschaftlicher Hinsicht soll auf dem Gemeindegebiet im Jahre 2015 ein Pilotprojekt für eine lokale Bambusproduktion (Anbau und Verarbeitung) starten.
Wasser – Quelle des Lebens Eine ganz zentrale Frage in Falea und in der gesamten Region ist das Wasser. ARACF hat in Zusammenarbeit mit Expert_innen eine Vorstudie über die Wasserqualität der Bergquellen und des Grundwassers initiiert, die gute Ergebnisse gebracht hat. Fernziel ist ein Gemeindewasserwerk für Trinkwasser.
Bergbauprojekte sind eine erhebliche Gefahr für das Grundwasser und die Trinkwassereinzugsgebiete der großen Flüsse Westafrikas. Angesichts der Erfahrungen der letzten vier Jahre strebt ARACF eine Vernetzung von Initiativen im Einzugsgebiet des Senegal-Flusses im Hinblick auf die Schaffung eines solidarischen und praktischen Erfahrungs- und Wissensaustauschs an, der auch auf die Gewässerschutzerfahrungen in anderen Ländern und Kontinenten zugreifen könnte. Die katastrophalen und irreversiblen Folgen des industriellen Rohstoffabbaus für das gesamte Grenzgebiet Guinea-Mali-Senegal und für das ganze Einzugsgebiet des Senegal-Flusses werden immer breiteren Kreisen bewusst.
Text aus dem Falea-Rundbrief
von Hannes Lämmler, EBF und Prof. Many Camara, ARACF, Herbst 2014.