Schweiz: Appell für das Kirchenasyl

von Claude Braun, EBF Schweiz, 03.07.2016

Das EBF unterstützt eine Briefaktion vom "Freundeskreis Cornelius Koch" zugunsten des Kirchenasyls. Angesichts des immer grösser werdenden Flüchtlingselends appelliert dieser, benannt nach dem im Jahr 2001 verstorbenen Flüchtlingspfarrer, an die Kirchenleitungen in der Schweiz, diejenigen Gemeinden und Hilfswilligen zu unterstützen, die bedrohte Flüchtlinge im Kirchenasyl schützen wollen.

Der „Freundeskreis“ hat alle Kirchgemeinden in der Schweiz sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger angeschrieben, um mit diesen gemeinsam bei Herrn Gottfried Locher, Präsident des Evangelischen Kirchenbundes, und bei Mgr Dr. Charles Morerod, Präsident der Bischofskonferenz, für den Erhalt und die Anwendung des Kirchenasyls einzutreten. Ein Modellbrief ist im Umlauf, der unterzeichnet an die Kirchenleitungen eingeschickt werden kann. Im Wortlaut:
„In letzter Zeit haben Flüchtlinge wieder vermehrt in Kirchen um Schutz ersucht. Sie sind oft die letzte Hoffnung, die ihnen bleibt. Desto mehr empört mich die Polizeiaktion in der Basler Matthäuskirche im vergangenen März, die zur Verhaftung und zur Ausschaffung wehrloser Menschen führte. Ich habe eine klare Stellungsnahme Ihrerseits vermisst. Diese Verletzung des kirchlichen Raums bedroht die alte Tradition des Kirchenasyls aller Konfessionen in der Schweiz. Ich schätze das Kirchenasyl, weil es den Staat in Menschenrechtsfragen sinnvoll ergänzt, dort wo er zu versagen droht. In Deutschland wird das Kirchenasyl von den Kirchenleitungen unterstützt und von der Regierung als christlich-humanitäre Tradition toleriert. Die Hilfe und der Schutz für Flüchtlinge ist in unseren Kirchgemeinden tief verwurzelt und auch mir persönlich ein grosses Anliegen. Ich bitte Sie daher, sich in ähnlichen Situationen unmissverständlich schützend vor die Flüchtlinge und die Hilfswilligen zu stellen. Dabei gilt meine Sorge nicht nur den unmittelbar bedrohten Menschen, sondern auch der Bedeutung unserer Kirchen in einer sich ständig wandelnden Welt.“

Wir fordern Euch auf die beiden beigelegten Modellbriefe oder selbst geschriebene Briefe an die genannten Kirchenleitungen zu senden und uns darüber kurz zu informieren. Vielen Dank im Voraus fürs mitmachen.

Dass der Umgang mit Kirchenasyl ganz anders sein kann, zeigt die Realität in Deutschland. Dort wird zurzeit in mehr als 270 Kirchgemeinden Asyl erteilt. Wir haben Wolf-Dieter Just, Ehrenpräsident der "ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche", in die Schweiz eingeladen, wo er mehrere Konferenzen hielt. Daraus haben wir ein Dossier erstellt, das Ihr hier im Anhang findet.