ZAPATISTAS: Die Reise für das Leben

von Constanze Warta, 15.10.2021, Veröffentlicht in Archipel 307

Im letzten August war die Vorhut der zapatistischen Delegation über den Seeweg nach Europa gekommen – eine Gruppe bestehend aus vier Frauen, zwei Männern und einer otroa (eine Sammelbezeichnung der Zapatistas für alle Gender, die „weder Frau noch Mann sind). Sie machten in Basel bei der Dreirosenbrücke Station und besuchten u.a. das Dorf Undervelier im Kanton Jura – eine kleine Gemeinde mit kollektiven Landwirtschaftsprojekten.

Am 14. und 15. September sind jetzt endlich 177 zapatistische Frauen, Männer und Kinder nach etlichen bürokratischen Schikanen auf mexikanischer und europäischer Seite in Wien gelandet, wo sie begeistert und herzlich empfangen wurden und zwei Wochen lang blieben. Organisiert wurde ihr Empfang von dem Kollektiv Zapalotta (https://www.facebook.com/Zapalotta/).

Die Zapatistas besuchten verschiedene Initiativen wie zum Beispiel die Besetzung in der Lobau, deren Ziel es ist, den Bau eines Autobahnzubringers zu verhindern. Es kam auch zu einer Demonstration vor der mexikanischen Botschaft, weil kurz nach der Abreise ihrer Delegation aus Chiapas zwei Vertreter des Rates der Guten Regierung Nr.10 (Caracol Nueva Patria) von der paramilitärischen Gruppe Orcao, der Regionalen Organisation der Kaffeebauern von Ocosingo, entführt und 8 Tage lang festgehalten wurden. Diese Formation arbeitet mit der Regierung von Chiapas zusammen. Erst nach der Intervention von Priestern aus San Cristobal und der Unterstützung aus dem Ausland wurden die beiden wieder freigelassen. Wenige Tage nach der Entführung wurde bekannt, dass ein weiterer Zapatist an einem anderen Ort ermordet worden war. Der Aufruf zur Unterstützung ihres Freiheitskampfes wird wohl ein wichtiger Teil der Botschaft der Zapatistas auf ihrer Tournee sein. In Wien haben sie ihre Route geplant und machen sich jetzt in Kleingruppen auf „die Reise für das Leben“ in die verschiedenen europäischen Länder. Wir werden in einer der nächsten Nummern darüber berichten.

Constanze Warta, EBF