GVO: Ein wichtiger Sieg in Belgien

von Erik D’haese, 02.04.2015, Veröffentlicht in Archipel 234

Am 23.Dezember 2014 wurden 11 Aktivist_innen vom Genter Landesgericht in freigesprochen. Sie waren 2013 als Mitglieder_innen einer «krimineller Vereinigung» angeklagt worden. Die belgische Justiz spricht sich hiermit endlich gegen die Kriminalisierung von zivilem Ungehorsam aus.Mai 2012 in Wetteren (Nähe von Gand): Über 400 Personen entfernen, vor laufenden Filmkameras, einen Teil der genetisch veränderten Kartoffeln auf einem von BASF (weltweit führender Chemie – Konzern mit Sitz in Deutschland) und mehreren Universitäten in Auftrag gegebenem Versuchsfeld und ersetzen diese durch biologisches Saatgut. Die spektakuläre Aktion wird: «Grosser Kartoffelaustausch» genannt.

Die Aktion hat sofortige Auswirkungen: Das Thema ist in aller Munde; nach jahrelangem wirkungslosen «braven» Widerstand, reisst diese Aktion die Diskussion vom Zaum. Sie ist Titelgeschichte in allen Zeitungen, Es folgt ein sofortiges Versprechen des Ministerpräsidenten, die Übeltäter_innen gerichtlich zu verfolgen, die Forscherin Barbara Van Dyck wird – ohne weitere Erklärungen – auf der Stelle entlassen. Von der Staatsanwaltschaft wird die Strategie der Kriminalisierung angewandt. 11«auserwählte» Personen werden wegen krimineller Vereinigung» angeklagt.
In den dreienhalb Jahren, die folgen, macht das Field Liberation Movement Furore und erhält mehrere Preise. Eine grosse Anzahl von Wissenschaftler_innen, Organisationen, Medien und Politiker_innen, informieren sich über GVO’s und bekennen ihre Solidarität mit den «Öko-Terroristen». 91 Aktivist_innen erheben die Forderung, ebenfalls angeklagt zu werden.
Nach drei Prozessen, wird den Aktivist_innen in allen Punkten Recht gegeben. Barbara Van Dyck darf wieder als Forscherin arbeiten, das Kartoffelfeld wird als «illegal» erklärt und BASF muss die fragwürdige Kartoffel von Europa zurückziehen. Ein Gesetzesentwurf zur Ent-Kriminalisierung von zivilem Ungehorsam wurde erstellt. Die Bestrafung der 11 Personen wurde von 8 Monaten Gefängnis auf insgesamt 18.000€ reduziert.
Inzwischen wird ein neues Kartoffelfeld in der ZAD von Keelbeek kultiviert. Diese ZAD (zone à défendre = zu verteidigendes Gebiet) ist entstanden, weil hier das grösste Gefängnis von Belgien erbaut werden soll. Hunderte von Menschen, die sich dagegen wehren haben Kartoffeln in das Feld gesetzt – biologische natürlich – und bereits geerntet!
Erik D’haese